Heads-Up gegen die Steuerbehörden
„I fought the law and I won“ – The Dead Kennedys, 1986
Als Billy Baxter im Jahr 1986 das Gerichtsgebäude in Reno, Nevada mit einem riesigen Grinsen verließ, hatte er etwas einmaliges vollbracht. Er hatte grade gegen die amerikanischen Steuerbehörden (IRS) einen Fall gewonnen, der weitreichende Auswirkungen haben sollte. An diesem Tag machte sich der damals 44-jährige Spieler aus Augusta, Georgia unsterblich in der Pokerwelt.
Letztes Jahr cashte er bei der WSOP fünf Mal, 41 Jahre nach seinem ersten Cash im Jahr 1975 und die Leute fragen ihn immer noch nach diesem Steuerfall.
Am Ende kann man es auf eine Formel bringen: Jeder amerikanische Pokerspieler, der jemals einen Dollar beim Poker gewonnen hat, ist Billy Baxter zu Dank verpflichtet.
Billy Baxters Kampf gegen den IRS
In den 80‘er Jahren galt in den USA ein Höchststeuersatz von 50 Prozent. Baxter gefiel es zwar nicht, so viel Geld für die Steuer abzudrücken, aber er zahlte das Geld trotzdem. Dann erhöhte der IRS den Höchstsatz auf 70 Prozent. Dieser Steuersatz galt aber nur für sogenanntes „unearned income“ (unverdientes Einkommen). Dabei handelte es sich um Geld, das Leute verdienten, ohne eine Leistung zu ebringen – etwa durch Zinsen oder Eigentum.
Zunächst galt dieser Steuersatz auch für Pokerspieler. Billy Baxter nahm den Kampf gegen diese Steuer auf. Er brachte als Argument den Profi-Golfer Jack Nicklaus und erklärte, dass dieser, wenn er morgens aufstehe und auf dem Golfplatz Geld verdiene, genauso auf Arbeit sei wie Baxter im Casino.
Sportler waren damals von der Steuererhöhung ausgenommen und damit brachte Billy Baxter schon vor 35 Jahren die Frage ob Poker ein Sport sei vor ein amerikanisches Gericht.
Der IRS hatte bis dato nie ein vergleichbares Verfahren vor Gericht verloren. Diesmal jedoch ging es anders aus. Baxter zahlte zwar die zusätzlichen Steuern, ging dann jedoch vor Gericht. Die Finanzbehörden waren sich des Sieges zwar sehr sicher, doch zu ihrem Erstaunen entschied das Gericht zu Gunsten Baxters.
Der Richter kommentierte das Urteil eindeutig: „Die Regelung der Regierung ist grotesk.“ Dann empfahl er den Anwälten des IRS, sie mögen doch gegen Baxter eine Runde Poker spielen. Diese jedoch reagierten weit nüchterner und legten Berufung gegen das Urteil ein.
Auch die Berufungsverhandlung verlor der IRS. Der letzte Schritt war der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Vorher wollte der IRS Billy Baxter einen Deal anbieten, doch dieser lehnte ab. Der Oberste Gerichtshof schmetterte die Revision ab und damit wurde das ursprüngliche Urteil endgültig bestätigt.
Baxter hatte zunächst Schwierigkeiten, überhaupt seinen Anwalt zu zahlen, doch seine Investitionen zahlten sich langfristig mit massiven Zinsen aus. Der Fall „William E. Baxter vs. The United States“ fand landesweit Beachtung. Die Zeitschrift Sports Illustrated and das Time Magazin berichteten ausführlich und seit dann war Billy Baxter als der „Robin Hood der Pokerwelt“ bekannt.
Profit mit einer Haftstrafe
Wie viele andere Gründungsmitglieder der WSOP verbrachte Billy Baxter in jungen Jahren viel Zeit mit Billard. Dort lernte er, was Wettkampf heißt, wie man mit Druck umgeht und wie man stark genug wird, um beim Poker bestehen zu können.
Durch das Pokerspiel wurde Baxter erst ein Partner und später sogar der Besitzer des Paisley Club Casinos. Aus rechtlichen Gründen schloss er das Casino jedoch in den späten 70‘er Jahren wieder. Er hatte ein paar nicht lizenzierte Spiele angeboten deswegen musste er sogar für einige Monate ins Gefängnis.
Baxter war aber ein Zocker durch und durch und so schaffte er es, selbst mit seiner Haftstrafe Geld zu verdienen. Er wettete mit Jack Binon und Doyle Brunson, dass er im Gefängnis 40 Pfund (18 Kilogramm) verlieren würde und tatsächlich war er nach seiner Haftstrafe rund 20 Kilogramm leichter.
Investitionen in Stu Ungar
Schon bevor er berühmt wurde, trat Baxter bereits gegen die besten Spieler der Welt an. Sein Aufstieg begann mit der Gründung der WSOP. Vier seiner ersten sieben Cashes bei WSOP-Turnieren waren Siege und inzwischen hat er 34 Mal bei der WSOP und 10 Mal bei der WPT die Geldränge erreicht.
1997 erspielte er Platz 22 im Main-Event, seine beste Platzierung im größten und wichtigsten Turnier eines jeden Jahres. Damals landete er einen Platz hinter Phil Hellmuth. 1997 war das Jahr in dem Stu Ungar seinen dritten und letzten Titel im Main-Event holte. Vor dem Turnier konnte Ungar das Startgeld in Höhe von 10.000 Dollar nicht aufbringen und fand bis kurz vor dem Start keinen Investor.
Am Ende war es Billy Baxter, der Ungar das Geld gab. Auch im Folgejahr bot Baxter an, Ungars Buy-In zu übernehmen, doch dieser lehnte ab. Es war das letzte Mal, dass Stu Ungar bei der WSOP gesehen wurde. Im November 1998 verstarb der legendäre Pokerspieler.
Billy Baxter jedoch ist immer noch da. Er hat in seinem Leben sieben Bracelets gewonnen und liet damit auf dem achten Platz der ewigen Bracelet-Tabelle. Vor ihm liegen nur Phil Hellmuth, Johnny Chan, Doyle Brunson, Phil Ivey, Johnny Moss und Erik Seidel.
Der ungekrönte Lowball-König
Erstaunlich an Baxters Bilanz ist, dass er all seine Bracelets in Lowball-Turnieren gewann. 1975 gewann er das erste beim 2-7-Draw und 2002 holte sein vorerst letztes Bracelet beim Razz.
Schon vor über zehn Jahren erklärte Baxter im Interview, warum er bei Lowball-Spielen so gut ist:
Deuce-to-Seven ist meiner Meinung nach das ultimative Bluff-Spiel. Und darin bin ich sehr gut. „Mano a mano“ ist hier wohl der Fachausdruck.
Beim Hold‘em wird viel weniger geblufft. Beim Deuce-to-Seven hast du nur einen Draw und damit ist es unwahrscheinlich, dass jemand seine Hand verbessert. Also musst du bluffen und natürlich musst du auch Bluffs lesen können.
Nach weit über 40 im Pokerbusiness ist der inzwischen 77-jährige Billy Baxter weiterhin eine wichtige Größe an den Tischen. Erst in diesem Frühjahr wurde er Dritter beim $1,1k-NLH-Turnier der LA Poker Classic für über 170.000 Dollar und auch an der WSOP nimmt er wieder teil. Wer weiß, vielleicht folgt tatsächlich noch das achte Bracelet.