1. Das Squeeze-Play
Zunächst beschäftigen wir uns mit dem Squeeze Play, ein Spielzug, der Ihre Winrate deutlich erhöhen kann, und zwar unabhängig von den Karten, die Sie bekommen.
Prägen Sie sich die Grundkonzepte dieses Spielzugs ein und beachten Sie die Spielweise Ihrer Gegner. Wir helfen Ihnen, wie Sie den letzten Cent aus Ihren Pokersessions herauspressen können.
Was ist ein Squeeze Play: Das Squeeze Play bezeichnet eine Chance zum Bluff, wenn ein looser Spieler vor dem Flop erhöht und ein weiterer looser Spieler bezahlt. Der „Squeeze“ (zu deutsch: „Auspressen“) ist eine große 3-Bet, die beide Spieler aus der Hand drückt.
Warum wendet man das Squeeze Play an: Weil LAG-Spieler mit einer großen Bandbreite von Händen erhöhen und der zweite hier bezeichnete Spieler ebenfalls mit einer großen Range bezahlt, um sich den Flop anzusehen. Beide Spieler haben damit oft keine Hand, mit der sie eine 3-Bet bezahlen können.
Wer wendet das Squeeze Play an: Gute Spieler, die LAGs erkennen, weil sie zu oft eröffnen. Gute Spieler, die schwache, passive Gegner erkennen, die zu oft callen.
Wann wendet man das Squeeze Play an: Squeeze Plays eignen sich sowohl für Turniere als auch für Cash Games. Allerdings funktioniert es nur in Varianten, die große Bets erlauben, etwa NLHE und PLO.
In Limit-Partien kann man nicht genug erhöhen, um die Gegner zum Fold zu zwingen.
Das korrekte Squeeze Play
Im Grunde beruht der Squeeze auf dem loosen image des ersten Raisers und dem Caller, der um dieses loose Image weiß.
Stellen Sie sich das so vor:
Spieler A (Raiser): Besitzt das Image eines loosen Spielers, der mit einer großen Range eröffnet.
Spieler B (Caller): Kennt das Image von Spieler A und callt mit vielen Händen, um dieses Image auszubeuten.
Es ist entscheidend, dass Sie die richtige Balance zwischen loosen Raises und loosen Calls finden und erkennen, damit Sie möglichst viele Doppel-Folds erzwingen können.
Aber das ist nicht alles. Wichtig ist ferner:
Die Erhöhung muss kräftig ausfallen. Ein Squeeze Play muss groß sein, damit die Gegner tatsächlich zum Fold gezwungen werden.
Ein Squeeze Play sollte mindestens das Fünffache der ursprünglichen Bet betragen.
Je weniger Spieler hinter Ihnen sitzen, desto besser. Im Idealfall sind nach Ihnen nicht mehr viele Spieler an der Reihe. Je mehr Spieler noch hinter Ihnen sitzen, desto größer die Chance, dass noch jemand mit einer starken Hand aufwacht.
Außerdem ist es von Vorteil, wenn die Spieler hinter Ihnen eher tight sind und die Chance selten besteht, dass sie noch light bezahlen.
Ihre Glaubwürdigkeit und Ihr Image. Wie Sie bisher gespielt haben und was Ihre Gegner über Sie wissen, entscheidet darüber, ob jemand bereit ist, Sie light zu callen. Je tighter Sie bisher gespielt haben, desto besser.
Das All-in Squeeze Play in Turnieren
Eine typische Form des Squeeze Plays findet man in Turnieren, in denen jemand all-in „squeezet“.
Es gibt zwei Gründe dafür, warum dies der einfachste und effizienteste Weg für ein Squeeze Play ist.
Kein Post-Flop-Spiel. Entweder bekommt man einen Call oder eben nicht. Problematische Situationen nach dem Flop sind damit ausgeschlossen.
Zusätzliche Stärke. Wenn der Gegner sein Turnierleben aufs Spiel setzen muss, um den Call zu machen, wird er eine größere Handrange folden.
Auch beim Turnier-Squeeze benötigt man einen loosen Raiser und Caller, aber es gibt auch noch andere Faktoren, die man beachten muss.
Auch die Größe des eigenen Chipstacks, die Größe der anderen Chipstacks und die Blindlevels müssen bei einem Turnier-Squeeze einbezogen werden.
Wie bei einem allen Squeezes muss man ausreichend Chips haben, um die Gegner zum Fold zu zwingen, aber in einem Turnier muss der Stack auch im richtigen Verhältnis zu den Blinds stehen.
Nutzen Sie Situationen, in denen Sie etwa 15 Big Blinds besitzen. Mit weniger Big Blinds geben Sie Ihren Gegnern einen guten Preis für einen Call.
2. Der Semibluff
Als nächstes geht es um den Semi-Bluff, der bei richtiger Anwendung erheblich beeinflussen kann, wie viel Sie mit Ihren auf Flop und Turn getroffenen Draws gewinnen. Anstatt darauf zu warten, ob Ihre Karte ankommt, lernen Sie, wie Sie die Kontrolle über die Hand übernehmen und den Pot sogar gewinnen, wenn Sie nichts treffen.
Was ist ein Semi-Bluff? Im Kern ist ein Semi-Bluff nichts anderes als eine Bet oder ein Raise mit einem Draw. Man erachtet ihn nicht als „reinen“ Bluff, weil Sie eine Hand mit gutem Verbesserungspotential auf Turn oder River haben. Indem Sie setzen oder raisen, eröffnen Sie sich zwei Möglichkeiten, die Hand zu gewinnen. Entweder treffen Sie Ihren Draw und bekommen die beste Hand, oder Sie gewinnen den Pot kampflos, wenn Ihre Gegner folden.
Wann kommt der Semi-Bluff zum Einsatz? Wie die meisten Moves beim Poker funktioniert der Semi-Bluff in Position am besten. Da ein erfolgreicher Semi-Bluff stark auf der Fold Equity beruht, ist er oft nur effektiv, wenn der Gegner mit hoher Wahrscheinlichkeit foldet.
Wo kommt der Semi-Bluff zum Einsatz? Der Semi-Bluff kann in praktisch jeder Pokervariante eingesetzt werden, sofern es einen Draw oder mehrere Setzrunden gibt.
Was bringt der Semi-Bluff? Beim Semi-Bluff kombinieren Sie die Pot Equity Ihrer Draws mit der Fold Equity, die Sie beim kampflosen Gewinn des Pots haben. Außerdem gestalten Sie Ihre Bet- und Raise-Spektren ausgewogen.
Mit Semi-Bluffs variieren Sie Ihr Spiel und erschweren Ihren Gegnern die Einschätzung, ob Sie bluffen oder mit einer fertigen Hand setzen.
Die konkrete Anwendung des Semi-Bluff
Da Sie auf dem Flop recht oft einen Draw treffen, ist es wichtig zu wissen, wann ein Semi-Bluff angemessen bzw. rausgeschmissenes Geld ist.
Entscheidend ist daran zu denken, dass Sie beim Semi-Bluff zwei Arten von Equity haben: Pot Equity und Fold Equity.
Pot Equity bezieht sich auf den Anteil des Pots, der Ihnen ausschließlich auf Basis der Stärke Ihrer Hand „gehört“. Haben Sie auf dem Flop einen Flush Draw und es sind 100 $ im Pot, beträgt Ihre Pot Equity rund 35 $, da Sie Ihren Flush in ungefähr einem von drei Fällen bekommen.
Fold Equity bezieht sich auf die Häufigkeit gegnerischer Folds und den Pot, den Sie gewinnen, ohne Ihren Flush zu treffen.
Natürlich gewinnen Sie umso mehr Geld mit Ihren Semi-Bluffs, je mehr Equity Sie von beiden Sorten haben.
Die Pot Equity ist einfach zu berechnen, etwa mit der Zweierregel oder Viererregel.
Je mehr Pot Equity Sie haben, desto weniger Fold Equity brauchen Sie, da Sie den Pot öfter gewinnen werden, indem Sie die beste Hand bekommen.
Die Einschätzung der Fold Equity ist allerdings schwieriger. Dafür gibt es keine einfache Formel, sondern es müssen einige Schlüsselfaktoren berücksichtigt werden.
Ist der Gegner tight oder loose? Ist er eine Calling Station?
Da Fold Equity die Möglichkeit eines gegnerischen Fold impliziert, funktioniert Sie selten gegen eine Calling Station, die zwei Overcards oder Bottom Pair nicht ums Verrecken aufgibt.
Konzentrieren Sie sich stattdessen auf tighte und weichliche Spieler, von denen Sie wissen, dass Sie sie mit marginalen Händen zum Folden bringen.
Board-Textur und Image am Tisch
Achten Sie auf die Textur des Flops und die Hände, die Sie Ihrem Gegner zutrauen. Je breiter das gegnerische Spektrum ist, desto mehr Fold Equity haben Sie, da er ohne Zögern seinen gesamten Schrott folden wird.
Haben Ihre Gegner schon viele Semi-Bluffs mit Flush Draws von Ihnen beobachtet, sollten Sie auf einem Flop mit A♣ 5♣ 2♦ gut überlegen, ob Ihre Aktion glaubwürdig ist. Konzentrieren Sie sich auf solchen Boards eher darauf, Value Bets zu bringen.
Achten Sie auf die weitere Entwicklung des Boards
Beim Semi-Bluffen ist Ihr Hauptziel, den Gegner zum Folden zu bringen, und das in einer Weise, die dem reinen Bluff entspricht. Wie bei einem Bluff mit gar nichts hängen die Erfolgschancen stark von den Karten auf Turn und River ab.
Hohe Karten, vor allem Overcards, sind ideal, wenn Sie semibluffen wollen. Sie hoffen auf Karten, die das gegnerische Spektrum schwächen und Ihres stärken.
Overcards auf Turn und River sind für Bluffs besonders gut geeignet, da sich im gegnerischen Call-Spektrum auf dem Flop viele Top Pairs und Middle Pairs befinden.
Genauere Informationen erhalten Sie in unserem Artikel über den Triple-Barrel-Bluff.
3. Das Stop-And-Go
Heute kümmern wir uns um das Stop and Go, einen Spielzug, der selbst die besten Gegner verwirren und gewaltig durcheinander bringen kann.
Was ist ein Stop and Go? Grundsätzlich besteht ein Stop and Go aus einem Call vor dem Flop ohne Position, der mit der Absicht gemacht wird, auf dem Flop unabhängig von den Karten zu setzen (in der Regel All-In).
Wo kommt das Stop and Go zum Einsatz? Das Stop and Go ist ein Turnier-Move, der in MTTs und SNGs effizient zum Einsatz gebracht werden kann. Das häufigste Szenario ist ein Call in den Blinds gegen einen Raiser aus später Position.
Wann kommt das Stop and Go zum Einsatz? Am besten funktioniert dieser Move mit einem kleinen Stack zwischen fünf und zehn Big Blinds.
Was bringt das Stop and Go? Ziel des Stop and Go ist es, den Gegner mit Händen zum Folden zu bringen, mit denen er ein All-In vor dem Flop gecallt hätte. Auf diese Weise kann man seine Gewinnchancen in der Hand und die Chancen auf den Verbleib im Turnier erhöhen.
Die konkrete Anwendung des Stop and Go
Das Stop and Go ist ein kraftvoller Move, den Sie unbedingt in Ihre Turnierstrategie als Shortstack aufnehmen sollten.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind im Big Blind und halten AJ. Die Blinds betragen 600/1.200 plus 100 Ante und Sie haben 10.000 Chips. Alle Spieler folden zum Button, der auf 3.600 raist. Der Small Blind foldet und Sie müssen sich entscheiden. Gehen Sie All-In, callen Sie oder folden Sie?
Selbst mit einer sehr starken Hand wie AK gibt es gute Gründe, nur zu callen.
Das Stop and Go erhört Ihre Chancen, als Shortstack im Turnier zu bleiben.
Gehen Sie All-In, muss der Button 6.400 callen, weil er 20.000 Chips gewinnen kann. Die Pot Odds sind so gut, dass er mit jeder Hand bezahlen muss. In der Regel haben die meisten Spieler Ihren Shortstack schon vorher registriert und raisen nur, wenn Sie auch zum Call Ihres All-In bereit sind.
Da Sie mit AK gegen zwei zufällige niedrigere Karten in etwa 35 Prozent der Fälle verlieren, ist es besser für Sie, den Pot kampflos zu gewinnen. Da Ihnen dies mit einem All-In vor dem Flop fast nie gelingt, brauchen Sie eine andere Vorgehensweise.
Und jetzt kommt das Stop and Go ins Spiel.
Callen Sie vor dem Flop mit der Absicht, unabhängig von den drei aufgedeckten Karten mit 6.400 Chips All-In zu gehen.
Gehen Sie auf dem Flop All-In, steht Ihr Gegner vor einer deutlich schwierigeren Entscheidung. Mit zwei verschiedenen Karten verfehlt er den Flop in etwa zwei Drittel der Fälle.
Zunächst foldet er viele Hände, mit denen er vor dem Flop gecallt hätte. Schauen wir uns die Hand von eben an.
Hat Ihr Gegner eine Hand wie 33, gibt es auf dem Flop fast immer drei Overcards und ein Call fällt ihm deutlich schwerer als vor dem Flop.
Hält er dagegen KQ und der Flop bringt T85, steht er ebenfalls vor einer schweren Entscheidung.
Indem Sie vor dem Flop nur callen, erhöhen Sie nicht nur die Wahrscheinlichkeit, den Pot ohne weiteren Kampf zu gewinnen, sondern zwingen Ihrem Gegner schwierige Situationen auf, in denen er Fehler begehen kann.
Daniel Negreanu erklärt das Stop and Go
Zweifeln Sie immer noch, ob das Stop and Go wirklich effektiv ist, können Sie sich hier von Daniel Negreanu weiter auf die Sprünge helfen lassen.
4. Die 3-Bet mit schwachen Händen
Nun geht es um die 3-Bet mit schwachen Händen. Sie bietet die Möglichkeit, auch ohne starke Hand Pots zu gewinnen.
Indem Sie die 3-Bet mit schwachen Händen in Ihr Repertoire vor dem Flop aufnehmen, schlagen Sie nicht nur Kapital aus loosen Preflop-Raisern, sondern gestalten auch Ihr Spektrum ausgewogen. Auf diese Weise werden Sie mit sehr starken Händen eher ausbezahlt.
Was ist eine 3-Bet mit schwachen Händen? Vor dem Flop bringen Sie mit Händen einen Reraise, die vermutlich schwächer sind als die Hand des ursprünglichen Raisers.
Wann kommt eine 3-Bet mit schwachen Händen zum Einsatz? Versuchen Sie, loose Spieler, die zu oft einen Eröffnungs-Raise bringen, zu identifizieren und anzugreifen.
Wo kommt eine 3-Bet mit schwachen Händen zum Einsatz? 3-Bets mit schwächeren Händen bringen Sie entweder in Position oder aus den Blinds. Wichtig ist, den Unterschied zwischen beiden Szenarien zu verstehen.
Was bringt eine 3-Bet mit schwachen Händen? Sie können aus loosen Spielern Kapital schlagen, die vor dem Flop zu oft raisen, da diese nach einem Reraise viele schwache Hände folden müssen.
Die konkrete Anwendung der 3-Bet mit schwachen Händen in der Praxis
Zur Vereinfachung sollten Sie die 3-Bet mit schwachen Händen als Semi-Bluff betrachten.
Sie reraisen mit einer Hand, die zwar vermutlich momentan nicht die beste ist, aber Fold Equity hat und sich in späteren Setzrunden zur besten Hand entwickeln kann.
Als Pokerspieler bekommt man schon als Anfänger erhöhte Aggressivität beigebracht, und genau deswegen begegnen Ihnen sehr viele Spieler, die vor dem Flop zu oft raisen.
Haben Sie diese Spieler erst einmal identifiziert, können Sie diese Tendenz selbst mit mittelmäßigen Händen durch einen Reraise ausnutzen.
Denken Sie aber daran, nicht zu übertreiben, da Ihre Spielweise ansonsten schnell eine Schwachstelle aufweist.
Die größte Gefahr bei Anfängern besteht darin, dass sie nach einem gegnerischen Call nicht wissen, wie sie die Hand nach dem Flop weiterspielen sollen.
Verlieren Sie nicht die Kontrolle über die Hand, indem Sie generell eine Continuation Bet und weitere Einsätze in den folgenden Setzrunden bringen.
Eine gute Lösung besteht darin, nur mit sehr guten Händen und sehr schwachen Händen, die den Flop gut treffen können, zu reraisen.
Profi-Tipp: Polarisieren Sie Ihr Reraise-Spektrum, um Ihr Spiel nach dem Flop zu vereinfachen.
Lassen Sie die Finger von Assen mit schwacher Beikarte und Kombinationen aus hohen Karten, werden Ihre späteren Entscheidungen einfacher und Sie verringern die Anzahl der Fälle, in denen Sie etwas treffen, aber dominiert werden.
Gute Hände für 3-Bets
Nur weil Sie Ihr Reraise-Spektrum erweitern, heißt das nicht, dass Sie mit jeder Hand eine 3-Bet bringen sollten.
Wie beim Semi-Bluff sollten Sie Hände auswählen, die gute Chancen haben, sich auf dem Flop oder in späteren Setzrunden zur besten Hand zu entwickeln.
Niedrige Paare sind ausgezeichnete Hände für Reraises, da Sets fast immer die beste Hand sind.
Dasselbe gilt für niedrige und mittlere Suited Connectors.
Wie zuvor beschrieben, sinkt die zudem Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit der schlechteren Hand in einen großen Pot verwickelt werden.
Ausgewogene Spektren durch 3-Bets mit schwachen Händen
Die ausgewogene Gestaltung Ihrer Spektren ist eine raffinierte Methode, um Ihren Gegnern klarzumachen, dass Sie bei einem Raise vor dem Flop nicht unbedingt eine sehr starke Hand haben.
Würden Sie nur mit Assen und Königen reraisen, bekämen dies Ihre Gegner mit und Sie könnten bei einem Monster keine Auszahlung mehr erwarten.
Reraisen Sie aber mit sehr starken und spekulativen Händen, ist Ihr Spektrum ausgewogener.
Stellen Sie sich vor, Sie bringen mit 8♦ 9♦ eine 3-Bet mit einer schwachen Hand und bekommen auf dem Turn einen Flush. Zeigen Sie am Ende die Gewinnerhand, werden sich Ihre Gegner merken, dass Sie mit einer schwachen Hand reraisten.
Bekommen Sie anschließend Asse, werden Sie viel eher ausbezahlt.
5. Set-Mining
Als nächstes geht es darum, wie man Sets jagt, auch Set Mining genannt. Dies ist einer der direktesten Wege, um bei No-Limit Hold’em Geld zu gewinnen. Spielen Sie niedrige und mittlere Paare ausschließlich mit dem Ziel, ein Set zu floppen, ersparen Sie sich nach dem Flop viel Rätselraten.
Wie funktioniert das Jagen von Sets? In diesem Kontext spielen Sie Paare nur, um ein Set zu treffen. Callen Sie vor dem Flop einen niedrigen Raise, können Sie später einen riesigen Pot gewinnen, wenn Sie ein Set floppen.
Was bringt das Jagen von Sets? Diese Spielweise ist effektiv, weil ein Set in der Regel die beste Hand auf dem Flop ist und meist auch beim Showdown noch vorne liegt. Sets sind außerdem gut versteckte Hände, mit denen Sie gegen hohe Pocket Pairs, starke Top Pairs und Two Pairs große Pots gewinnen können.
Wann sollten Sie ein Set jagen? Anwenden können Sie diese Spielweise in allen Versionen von No-Limit Hold’em, also Cashgame und Turnieren. Am besten funktioniert sie aber beim Cashgame, weil dort die Stacks meist größer sind.
In welchen Situationen sollten Sie ein Set jagen? Wie die meisten Moves funktioniert auch das Jagen von Sets in Position am besten. Ideal sind gegnerische Raises aus früher Position, die Sie mit Ihren niedrigen und mittleren Paaren einfach nur callen. Dank des positionellen Vorteils können Sie nach dem Flop profitablere Entscheidungen treffen.
Die richtige Anwendung
Das wichtigste Konzept, das Sie für die effektive Anwendung des Jagen von Sets kennen müssen, sind die Implied Odds.
Weil Sets so gut versteckt sind, werden sie nur von den besten Spielern entdeckt.
Da Sie nur in einem von acht Fällen ein Set floppen, ist es von entscheidender Bedeutung, ausbezahlt zu werden. Die Implied Odds drücken aus, was Sie gewinnen können, wenn Sie Ihre Hand treffen.
Als Erweiterung der Pot Odds wird bei den Implied Odds nicht nur das Geld im Pot berücksichtigt, sondern auch das, was Sie in den späteren Setzrunden gewinnen können.
Schauen wir uns die Grundlagen der Implied Odds und deren Zusammenhang zum Jagen von Sets genauer an.
Mathematische Grundlagen der Sets und Implied Odds
Zur Illustration des Konzepts der Implied Odds hier ein kurzes Beispiel:
In einer Partie mit Blinds von 1$/2$ sind Sie im Big Blind und der Spieler in erster Position raist auf 10 $. Alle anderen Spieler folden und Sie haben 22. Der Raiser und Sie haben Stacks mit 300 $.
Mithilfe der Implied Odds kann man nun herausfinden, ob Sie callen sollten, um ein Set zu floppen.
Da Sie keine Position haben und ohne Verbesserung Ihrer Hand kaum zum Showdown gelangen werden, nehmen wir an, dass Sie den Pot nur mit einem gefloppten Set gewinnen können.
Sie müssen 8 $ callen, um 21 $ zu gewinnen. Ihre direkten Pot Odds betragen somit weniger als 3 zu 1. Da Sie nur in einem von acht Fällen ein Set floppen, ist der Call nur dann profitabel, wenn Sie die Implied Odds berücksichtigen.
Da Ihr Gegner aus erster Position geraist hat, hat er vermutlich ein sehr starkes Blatt, und da er obendrein während der restlichen Hand Position hat, wird er vermutlich weiteres Geld investieren.
Floppen Sie ein Set, gewinnen Sie deshalb fast sicher mehr als die 21 $, die vor dem Flop in die Mitte wanderten.
Dieses zusätzliche Geld in den späteren Setzrunden entspricht Ihren Implied Odds und wenn es die Pot Odds von 8 zu 1 rechtfertigt, die Sie für das Treffen eines Sets bekommen, ist der Call langfristig profitabel.
Damit Sie die 8 $ vor dem Flop profitabel callen können, müssen Sie Ihrem Gegner im Schnitt also 64 $ abnehmen.
Die drei Schlüssel zum erfolgreichen Jagen von Sets
Wie bei jedem Move gibt es endlos viele Variablen, die den Ausgang einer Hand beeinflussen.
Gelingt es Ihnen aber, die folgenden drei Punkte zu meistern, sind Sie auf dem richtigen Weg:
- Die Stacks müssen groß sein: Da Sie nur in etwa einem von acht Fällen ein Set floppen, müssen Sie bei einem Treffer genug Geld gewinnen.
- Das Jagen von Sets funktioniert gegen loose und aggressive Gegner am besten: Ein looser und/oder aggressiver Spieler setzt mit mehr Händen weiteres Geld und gibt Ihnen damit bessere Implied Odds.
- Position ist vorteilhaft: Wie die meisten Moves funktioniert auch das Jagen von Sets in Position am besten. Kennen Sie die Aktion Ihres Gegners, bevor Sie selbst an der Reihe sind, können Sie mit einem Set mehr Geld gewinnen.
Das Set-Jagen in der Praxis
Sind Sie immer noch nicht von der Qualität dieses Spielzugs überzeugt, sollten Sie sich das folgende Video ansehen.
In der dort gezeigten Hand gewinnt Tony G gegen Hoyt Corkins einen Pot mit 206.000 Dollar, nachdem er vor dem Flop mit Sechsen callte und dann auf dem Flop ein Set traf.
6. Der Soul-Read
Was wie eine übernatürliche Fähigkeit wirkt, die einem Wahrsager ähnelt, der in eine Kristallkugel schaut, ist nichts anderes als eine gut durchdachte Folge von Beobachtungen, die zur richtigen Entscheidung führt.
Wir zeigen Ihnen, wann man grandiose Calls mit einem Ass als höchste Karte oder Bottom Pair machen kann. Mit ihnen beeindrucken Sie nicht nur die anderen Spieler am Tisch, sondern gewinnen auch mehr Geld.
Was ist mit dem Durchschauen des Gegners gemeint? Vom Durchschauen des Gegners spricht man, wenn jemand eine korrekte, aber sehr schwere Entscheidung trifft, die über die vorhandenen Informationen durch den Verlauf der Hand hinausgehen.
Wann kommt das Durchschauen des Gegners zum Einsatz? Der grandiose Call oder Fold sind zwar die Kennzeichen, doch das Durchschauen des Gegners ist in Wirklichkeit ein Prozess, der mit dem Beginn der Hand einsetzt. Er fängt an, wenn Sie beginnen, die Teile des Puzzles zusammenzusetzen.
Wo kommt das Durchschauen des Gegners zum Einsatz? Jederzeit in jeder Pokervariante. Schaffen Sie es, Ihren Gegner auf seine exakte Hand zu setzen und zu erkennen, warum er bestimmte Aktionen ausführt, haben Sie ihn durchschaut.
Welchen Gegner können Sie durchschauen? Um richtig zu liegen, müssen Sie Ihren Gegner in- und auswendig kennen. Was auf die anderen Spieler am Tisch oft wie eine unfassbare Schlussfolgerung wirkt, ist nur aufgrund der Kenntnis des Gegners und Ihrer gemeinsamen Vorgeschichte mit ihm möglich.
Wie man seinen Gegner durchschaut
Zu verstehen, wie man seinen Gegner durchschauen kann, ist besonders wichtig, da eine der wichtigsten Fähigkeiten beim Poker überhaupt verlangt wird: Aufmerksame Beobachtung.
Poker ist ein Spiel der Informationen, und es gewinnt derjenige, der die meisten Informationen sammelt und diese möglichst optimal in korrekte Entscheidungen umwandelt.
Sie müssen sämtliche Aktionen Ihrer Gegner beobachten, ganz gleich, ob Sie an der Hand beteiligt sind oder nicht. Zu wissen, wie ein Spieler seine Draws spielt oder sich mit den Nuts verhält, ist entscheidend, um ihn im entscheidenden Moment zu durchschauen.
Verfolgen Sie einen Gegner permanent und gleichen diese Informationen mit Ihrem Vorwissen über ihn und seine Tendenzen ab, sind Sie auf dem besten Weg, ihn zu durchschauen.
Vor dem Durchschauen des Gegners kommt die Handanalyse
Die einfachste Methode der Handanalyse beim Poker besteht darin, alle möglichen Hände in größere Gruppen einzuteilen. Diese Gruppen nennt man „Spektren“ (engl.: „Range“).
Ein Spektrum enthält alle Kombinationen von Karten, mit denen ein Spieler bestimmte Aktionen vornimmt.
Bottom Set und Top Two Pair zum Beispiel sind beides starke Blätter, die zum Spektrum der Hände gehören, mit denen ein Spieler Value Bets bringt. Ein Ass als höchste Karte und totaler Schrott dagegen zählen zum Bluff-Spektrum.
Denken Sie aber daran, dass verschiedene Spieler verschiedene Spektren haben. Einigen Spielern reicht Top Pair aus, um ihren gesamten Stack zu investieren, während ein guter Spieler kein Problem damit hat, Two Pair in der richtigen Situation aufzugeben.
Im Wesentlichen können Hände in vier grundlegende Spektren eingeteilt werden:
- Monster und die Nuts: Mit diesen Händen setzt oder raist Ihr Gegner und hat auch kein Problem, damit All-In zu gehen. Die meisten Spieler betrachten ein Set und alle besseren Hände als Monster.
- Hände mit Showdown Value: Das sind Hände wie Top Pair, die Ihr Gegner häufig für die beste Hand hält, mit denen er aber vermutlich nicht bereit ist, seinen gesamten Stack zu riskieren.
- Draws: Flush Draws, Open-ended Straight Draws und Kombinations-Draws, die sich recht oft zur besten Hand entwickeln können, momentan aber noch nichts wert sind.
- Bluffs und Schrott: Hände, die den Showdown nicht gewinnen können.
Sobald Sie in der Lage sind, Ihren Gegner auf ein verlässliches Spektrum zu setzen, werden Sie gute Entscheidungen treffen.
Wichtige Fragen
Für die perfekte Handanalyse gibt es kein simples Rezept, vielmehr sollten Sie immer in der Lage sein, einige grundlegende Fragen zu beantworten.
Stellen Sie sich folgende Fragen, wenn Sie die gegnerischen Aktionen durchleuchten:
- Was für ein Spielertyp ist er? Ist Ihr Gegner loose oder tight? Passiv oder aggressiv?
- Spielt er zu viele Hände? Die einfachste Methode zur Bestimmung, ob ein Spieler loose oder tight ist, besteht darin zu verfolgen, wie oft er Geld investiert. Spielt jemand mehr als 20 Prozent seiner Hände, kann man ihn auf jeden Fall als loose einschätzen.
- Callt er oder setzt bzw. raist er meist? Spielt ein Gegner viele Hände, raist oder setzt aber fast nie, können Sie ihn auf jeden Fall als passive Calling Station einordnen. Übernimmt ein Gegner dagegen ständig mit Bets und Raises die Initiative, können Sie ihn als aggressiv einschätzen.
- In welcher Position befindet sich Ihr Gegner? Position ist beim Poker sehr wichtig, das wissen die meisten Spieler. Je später die Position, desto breiter das Spektrum. Da auch das Gegenteil gilt, sollten Sie Raises aus früher Position mehr Respekt zollen.
Der Soul Read in der Praxis
Meinen Sie weiterhin, dass es sich beim Durchschauen des Gegners um ein Märchen oder eine alte Legende handelt, sollten Sie sich dieses Video mit dem Bracelet-Gewinner Max Lykov anschauen.
Der Russe widersetzt sich scheinbar jeder Logik und bringt mit einem König als höchste Karte einen enormen Call. Und er tut dies voller Selbstvertrauen.
7. Falsche Botschaften
Zu guter letzt erklären wir Ihnen, wie man seinem Gegner falsche Botschaften übermittelt. Auf diese Weise können Sie Ihre Gegner auf die falsche Fährte locken und ihnen die richtige Entscheidung deutlich erschweren.
Beherrschen Sie es, falsche Botschaften auszusenden, gelingt es Ihnen womöglich, Ihre Gegner mit der besten Hand zum Folden zu bringen oder zum All-In zu bewegen, wenn sie geschlagen sind.
Im Englischen spricht man in einem solchen Fall von „Reverse Tells“.
Was ist mit falschen Botschaften gemeint? Es geht darum, dem Gegner mit einer bewussten Mimik, Gestik oder Aktion eine Fehlinformation über Ihre Hand zu übermitteln.
Warum bringen Sie falsche Botschaften zum Einsatz? Pokerspieler achten auf viele verschiedene mimische oder gestische Ausdrücke. Indem Sie diese in den richtigen Situationen vorspiegeln, können Sie den gegnerischen Gedankengang beeinflussen.
In welcher Situation kommen falsche Botschaften zum Einsatz? Um eine falsche Botschaft erfolgreich zu übermitteln, brauchen Sie einen aufmerksamen Gegner. Dieser Move funktioniert also gegen erfahrene und gute Spieler.
Wann kommen falsche Botschaften zum Einsatz? Am häufigsten bei einem hohen Einsatz oder Raise, wenn Ihr Gegner überlegt, ob er callen oder folden soll.
Falsche Botschaften für Anfänger
Die Essenz einer falschen Botschaft besteht darin, die gegnerische Reaktion durch eine Fehlinformation zu beeinflussen.
Wissen Sie zum Beispiel, dass Ihr Gegner Joe Navarros Buch “Read ‘Em and Reap“ gelesen hat, können Sie aus dessen Vorwissen über verräterische Signale beim Poker Kapital schlagen.
Navarro meint, dass Pokerspieler mit einer starken Hand näher an ihre Karten und Chips heranrücken, bzw. sich mit einer schwachen Hand davon entfernen.
Beim nächsten Mal, wenn Sie mit einem Bluff All-In gehen und Ihr Gegner offensichtlich vor einer schwere Entscheidung steht, sollten Sie sich deshalb nach vorne lehnen und sich so auf Ihre Karten zubewegen, als wären Sie Ihre zwei besten Freunde.
Falsche Botschaften für Fortgeschrittene
Auf der nächsten Stufe falscher Botschaften geht es darum, Ihre Gegner während einer ganzen Session oder mehreren Sessions in die Irre zu führen.
Sorgen Sie zunächst dafür, dass die anderen Spieler ein bestimmtes Verhaltensmuster bei Ihnen wahrnehmen, können Sie dies später ausnutzen, um einen Fehler zu provozieren.
Nehmen wir zum Beispiel an, dass Sie jedes Mal, wenn Sie mit einem Monster setzen oder raisen, das Gesprächsthema wechseln, als ob Sie Ihre Gegner von der Hand ablenken wollten.
Glauben Sie, Ihr Gegner hätte dies bemerkt, tun Sie dasselbe bei einem riesigen Bluff.
Falsche Botschaften funktionieren nicht hundertprozentig, doch es gibt viele Momente beim Poker, in denen Spieler in einer schwierigen Situation zwischen Call und Fold hin- und hergerissen sind. Manchmal brauchen sie nur einen Schubs in die richtige Richtung.
Die fünf wichtigsten falschen Botschaften
Für jedes verräterische Signal gibt es eine schlichte Umkehrung.
Bedeutet das Signal in der Regel ein Monster, sollten Sie es immer einsetzen, wenn Sie bluffen, und Ihrem Gegner einen weiteren Grund für einen Fold liefern.
Bedeutet das Signal in der Regel einen Bluff, sollten Sie es einsetzen, wenn Sie mit den Nuts setzen oder raisen.
Hier die fünf wichtigsten Signale, die Sie umkehren können:
- Stark ist schwach, schwach ist stark: Die meisten Spieler glauben, dass ein Gegner mit einer starken Hand meist Schwäche vorgaukelt, um den Gegner zu verwirren.Das Gegenteil gilt für jemanden, der blufft. Selbstbewusst gebrachte Bets, das Anstarren des Gegners oder forsch vorgetragene Worte sind nur ein paar Methoden, Stärke vorzuspiegeln
- Zittrige Hände bedeuten ein Monster: Viele Spieler, vor allem Anfänger, sind mit einem Monster nervöser als mit einem Bluff. Aus diesem Grund denken viele, dass eine Bet mit einer zittrigen Hand vermutlich auf die Nuts verweist.
- Angestrengtes Betrachten des Flops oder Wegschauen: Ähnlich wie bei dem Gedanken “Stark ist schwach, schwach ist stark“ verweist der Blick eines Spielers auf den Flop und anschließendes Wegschauen darauf, dass ihm das Board gefällt und er versucht, desinteressiert zu wirken. Betrachtet ein Spieler den Flop lange, bedeutet dies in der Regel, dass er nichts getroffen hat
- Blick auf die Chips: Wirft ein Spieler nach dem Flop einen raschen Bick auf seine Chips, heißt dies meist, dass er irgendetwas getroffen hat
- Sinnloses Gerede: Unterhält sich ein Spieler normalerweise sehr gepflegt und fängt dann an, in einer teuren Hand Unsinn zu erzählen, blufft er in der Regel.
Falsche Botschaften in der Praxis
Glauben Sie immer noch nicht an die Kraft falscher Botschaften, sollten Sie sich diese Hand aus dem Main Event der WSOP 1998 anschauen.
In der letzten Hand zwischen Scotty Nguyen und Kevin McBride liegt auf dem Board ein Full House mit drei Achten und zwei Neunen.
Nguyen hatte eine Neun und trieb McBride mit dem berühmten Zitat „Wenn du das callst, ist alles vorbei“ („If you call this, it’s gonna be all over, baby“) in den Call.
Nguyen setzte auf das bekannte Signal, dass vorgebliche Stärke Schwäche bedeutet und umgekehrt. Mit einem Monster gab er Stärke vor und brachte McBride dazu zu glauben, er wolle den Pot stehlen.
Interessant wird es ab Minute 3.